Nicht nur 2021 drangen Demonstranten in das Kapitol, den Regierungssitz der USA ein. Gestern, Mittwoch, wieder. Doch die Journalisten berichten sehr unterschiedlich über die gleiche Szene.

19. Oktober 2023 / 15:38 Uhr

Messen mit zweierlei Maß: Der Unterschied zwischen „Stürmen“ und „hineinströmen“

Das Handelsblatt steht fest an der Seite linker Gesellschaftspolitik und globalistischer Wirtschaftspolitik. Mit einer Auflage von rund 100.000 Stück ist die deutsche Tageszeitung im wirtschaftlichen Bereich ein wichtiger Meinungsmacher.

Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei

In welche Richtung es geht, wird ersichtlich, wenn man die Berichterstattung über den Regierungssitz in den USA, das Kapitol, verfolgt.

Am Mittwoch waren sowohl jüdische als auch arabische US-Amerikaner „trotz Warnungen der Kapitol-Polizei in Teile des US-Kongresses eingedrungen“. Es kam zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Protestanten, die ein Ende des Israel-Gaza-Kriegs forderten.

„Ins Kapitol geströmt“

Das Handelsblatt übertitelte den Bericht darüber wie folgt

Demonstranten strömen in US-Kapitol und fordern Waffenstillstand in Nahost

„Kapitol gestürmt“

Rückblende: Anfang 2021 wurde klar, dass Joe Biden, der linke Kandidat für die US-Präsidentschaft, die umstrittene Wahlauszählung gewonnen hat. Der unterlegene Donald Trump rief zu einem Protestmarsch auf, im Zuge dessen sich ein Grüppchen auch auf den Weg ins Kapitol machte.

Damals lautete die Schlagzeile im Handelsblatt:

Trump-Anhänger stürmen das Kapitol

Steigerung bis zu Superlativen

2021 sind die enttäuschten Trump-Wähler ins Kapitol eingedrungen und haben die Abgeordneten in Angst versetzt. Das muss verurteilt werden. Doch es war weit entfernt von einem „Aufstand“, den Nancy Pelosi, die linke Mehrheitsführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, darin sah. Für den Schauspieler und ehemaligen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger war es die „Reichskristallnacht“. Für Chuck Schumer, den Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, war es „Pearl Harbor“. Wer bietet mehr?

Gegen rechts scheint den Journalisten alles recht

Doch zu den gestrigen Ausschreitungen sucht man solche Superlative vergebens. Die Journalisten verwenden weiche, zahme Begriffe wie „ins Kapitol strömen“, keine Erregung, keine Emotion. Was macht den Unterschied in der Wortwahl und der journalistischen Interpretation der ähnlichen Ereignisse?

Damals ging es gegen den rechten Mitbewerber um die Macht, der ein für alle Mal ausgeschaltet werden sollte. Donald Trumps Twitter-Zugang wurde deshalb sogar gelöscht. Besteht keine Gefahr für das linke, globalistische Establishment, an Macht einzubüßen, und im Gegenteil sogar die Befürchtung, für die politischen Probleme verantwortlich gemacht zu werden, wird gewaltsames Eindringen zu „Hineinströmen“ bagatellisiert.

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