Heute, Sonntag, hat Bayern einen neuen Landtag gewählt. Nach der Kampagne gegen den Spitzenkandidaten der Freien Wähler Hubert Aiwanger – wie unzensuriert berichtete hatte man ihm ein Flugblatt, das er vor 36 Jahren verfasst haben soll, vorgeworfen – deuteten die Meinungsumfragen schon an, dass ein Rechtsruck erfolgen könnte. Und der ist geglückt.
Wahlgewinner: Freie Wähler und AfD
So wählte nach ersten Hochrechnungen fast jeder dritte Bayer eine Partei rechts der CSU, die sich wiederum als deutlich rechter zu geben pflegt als ihre Schwesterpartei CDU. Ministerpräsident Markus Söder, der sowohl in Corona-Zeiten den starken Mann hervorkehrte und die CSU stark an die Grünen annäherte, hält zwar die Stimmenmehrheit, fährt aber mit einem Minus von 0,3 Prozentpunkten das historisch schlechteste Ergebnis (36,5 Prozent) für die CSU ein.
AfD wird zweitstärkste Kraft
Noch nie so gut wie heute hat hingegen Konkurrent Aiwanger abgeschnitten: Er konnte sich erfolgreich als Stimme der Provinz gegen Berlin positionieren und erreichte 14 Prozent der Stimmen.
Der große Gewinner des Abends ist aber die AfD. Ihr gelingt die Sensation, sie wird mit 16 Prozent zweitstärkste Kraft in Bayern. Das ist ihr bisher bestes Ergebnis, das die junge Partei bisher geschafft hat.
Linke abgestürzt
Insgesamt traten 15 Parteien mit Listen an. Deutlich sichtbar ist, wie wenig Rückhalt die linken Parteien in der Bevölkerung Bayerns haben. Die Grünen stürzten von 17,6 Prozent der Stimmen ab auf 15,5 Prozent, vom zweiten auf den dritten Platz. Der Kanzlerpartei SPD ging es auch nicht besser. Sie unterbot ihr zuletzt einstelliges Ergebnis von 9,7 Prozent noch einmal und kommt nur noch auf 8,5 Prozent.
Die gesellschaftspolitisch linke FDP schafft es dieses Mal nicht mehr in den Landtag und scheitert an der Fünfprozenthürde.
Verlierer des Abends
Der große Verlierer des Abends ist aber Markus Söder. Obwohl der bayrische Ministerpräsident schon 2018 das schlechteste Landtagswahlergebnis in der CSU-Geschichte verantwortet hatte, galt er stets als ein beliebter und möglicher Kanzlerkandidat der Unionsparteien. Lange Zeit sahen seine Chancen, 2025 Kanzler zu werden, gut aus. Noch im Frühling hielt die CSU bei einer Vier in den Umfrageergebnissen, ja sogar die absolute Mehrheit schien greifbar. Der innerparteiliche Konkurrent Friedrich Merz (CDU) kämpfte zur gleichen Zeit mit denkbar schlechten Umfragewerten.
Das heutige Wahlergebnis torpediert Söders Ambitionen. Wenn ihm ein Wahlerfolg nicht einmal gelingt, wo in Berlin die äußerst unbeliebte Ampelregierung regiert, wie will er dann 2025 bundesweit gewinnen?