Das aufgetauchte Video aus einer Halleiner Vinothek bringt ÖVP-Kanzler Karl Nehammer nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland unter Druck.
Internationale Aufmerksamkeit
Die Sprengkraft des Nehammer-Videos sei so groß, dass ein Rücktritt des ÖVP-Kanzlers unausweichlich sei, sagte gestern, Freitag, FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz in einer Pressekonferenz. Unzensuriert berichtete. Tatsächlich wird das im Ausland ähnlich gesehen, wie die Schlagzeilen in internationalen Medien zeigen.
“Nehammeer attackiert arme Eltern”
„Nehammer attackiert arme Eltern: Brisanter McDonald’s-Spruch des Ösi-Kanzlers“ titelte die Bild und schrieb, dass Karl Nehammer mit seinem Burger-Satz ein Polit-Beben ausgelöst habe. Wörtlich heißt es weiter:
Nehammer kämpft schon länger mit schlechten Umfragewerten. Und versucht, die Debatte geradezurücken. Auf X stellte er ein Video ein, in dem er seine Aussagen verteidigt. Und erläutert, worauf er eigentlich hinaus wollte: „Dass sich Leistung lohnen muss“ und „dass Eltern eine Fürsorgepflicht für ihre Kinder haben“. Doch das Video hat bisher nicht dazu geführt, das Beben zu beruhigen.
“Österreichs Bundeskanzler verhöhnt arme Menschen”
Für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ist klar: „Österreichs Bundeskanzler verhöhnt arme Menschen“. Dazu wird der Präsident der Caritas Österreich, Michael Landau, zitiert:
Wer in Österreich sagt, es gebe niemanden, der hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung.
Auch bei der Bevölkerung zeitigten Nehammers Äußerungen vielerorts Empörung und Spott, berichtete SRF weiter. In den sozialen Medien würde die Analogie von der französischen Königsgattin und gebürtigen Österreicherin Marie-Antoinette und ihrem Ausspruch aus dem 18. Jahrhundert kursieren, wonach Leute, die kein Brot zu essen hätten, doch auch Kuchen essen könnten, was die Tochter von Maria Theresia jedoch nie gesagt hatte.
Stocker: “Inhaltlich auf ÖVP-Linie”
Ähnlich das ZDF, das mit der Schlagzeile „Kritik an Nehammer: Verhöhnte Österreichs Kanzler arme Familien?“ auf Sendung ging. Dazu wurde die unglückliche Aussage des ÖVP-Generalsekretärs Christian Stocker zitiert, der zur „Entschuldigung“ des aufgetauchten Videos meinte, dass die Wortwahl des Kanzlers – wie bei internen Veranstaltungen nicht nur im politischen Bereich üblich – „pointiert“ und „zugespitzt“, aber inhaltlich auf offizieller ÖVP-Linie gewesen sei.
Wie berichtet, sagte Nehammer in diesem Video, dass arme Familien ihren Kindern als warme Mahlzeit Fastfood kaufen sollten. Das sei zwar nicht gesund, aber billig. Außerdem gab Nehammer Teilzeitarbeiterinnen den Tipp, mehr zu arbeiten, sollten sie zu wenig Geld haben.