Die Nigrer haben erst einmal erlebt, dass ein Machtwechsel friedlich erfolgte. Nun wurde wieder geputscht.

27. Juli 2023 / 20:40 Uhr

Machtverlust für den Westen: Generalstab schließt sich Militärputsch in Niger an

Gestern, Mittwoch, hatte Oberst Amadou Abdramane der Luftstreitkräfte in Niger im Fernsehen die Machtübernahme durch die Armee und die Absetzung von Präsident Mohamed Bazoum erklärt. Heute, Donnerstag, hat sich der Generalstab der nigrischen Armee dem Putsch gegen die Regierung angeschlossen. Die Luft- und Landesgrenzen wurden geschlossen und eine Ausgangssperre zwischen 22 Uhr und 5 Uhr erlassen.

Grenzschließungen und Ausgangssperre

Ex-Präsident Bazoum wird im Präsidentenpalast festgehalten, wie Außenminister Hassoumi Massoudou berichtet. Trotz seiner Gefangenschaft gelang es ihm, via „Twitter“ einen Aufruf an die Bevölkerung zu richten, die „hart erkämpften Errungenschaften der Demokratie“ zu schützen.

Bazoum war im April 2021 gewählt worden. Seine Wahl war der erste friedliche Machtwechsel seit der Unabhängigkeit Nigers von Frankreich im Jahr 1960 überhaupt. Massoudou forderte ebenfalls alle Demokraten und Patrioten auf, den Putsch scheitern zu lassen.

Friedlicher Machtwechsel als Ausnahme

Die Vereinten Nationen, die EU, die USA und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS haben die sofortige Freilassung Bazoums gefordert und verurteilen den Putsch. Die USA bezeichneten den Putsch als Versuch, die Macht mit Gewalt zu ergreifen und die Verfassung zu stören.

Abdramane begründete den Putsch mit der sich verschlechternden Sicherheitslage und schlechter Regierungsführung.

„Katastrophe für den Westen“

Niger ist ein wichtiger Partner sowohl der USA als auch der EU in der Sahelzone. Nachdem die westlichen Ambitionen in Mali gescheitert sind, wäre der Verlust Nigers ein nächster Einflussverlust. Beobachter sprachen am Mittwoch von einer „Katastrophe für den Westen“. Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamako, sagte gegenüber der FAZ:

Niger und Bazoum sind die einzige Hoffnung für den Westen im Sahel. Deutschland, die EU und die USA haben sehr viel in Kooperationen mit Niger investiert, von Militär bis Entwicklungszusammenarbeit, vielleicht etwas zu viel.

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