Freund, Feind, Parteifreund – so könnte man die jüngste Posse rund um ein veröffentlichtes Video des SPÖ-Führungs-Kandidaten Andreas Babler kurz umschreiben. Wenige Tage vor dem entscheidenden Kampfparteitag der SPÖ, wo der bekennende (oder doch nicht?) Marxist Babler gegen Hans Peter Doskozil antreten wird, wurde gestern, Dienstag, ein Video aus dem Jahr 2020 veröffentlicht, wo Babler allerhand Kritik an der Europäischen Union formuliert. So bezeichnet er die EU etwa als das “aggressivste außenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat”. „Die Union“, so Babler, „sei in der Doktrin schlimmer als die Nato“. Dass die EU ein Friedensprojekt sei, bezeichnet Babler in diesem Video zudem als „Scheiß-Argument“.
Aufgenommen wurde dieses Video anlässlich eines Videopodcasts von Rudi Fussi, dem verhaltenskreativen Politberater, der im SPÖ-Machtkampf Bablers Gegenkandidaten, den Burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, unterstützt. Natürlich muss es reiner Zufall sein, dass das Babler-Video ein paar Tage vor dem SP-Parteitag den Weg an die Öffentlichkeit findet.
Linke Journalisten-“Twitteria” in Empörung
Die linke Journalisten-“Twitter”-Blase bekam nach Veröffentlichung gestern Abend die übliche Schnappatmung, manche halten Babler nunmehr für unwählbar, weil er es gewagt hat, ziemlich pointiert, aber mitunter durchaus gerechtfertigt, die Union und deren verlogene Außenpolitik zu kritisieren.
Babler reagiert bereits “situationselastisch”
Und was sagt Babler selbst dazu? Gegenüber der Kronen Zeitung rudert er zurück und rechtfertigt sich damit, dass die EU umgestaltet werden soll. Und zwar zu einer Sozialunion. Damit hat der Traiskirchener „Wunderwuzzi“ der SPÖ einmal mehr gezeigt, dass er – wenn es denn darauf ankommt – ganz schnell seine Meinung „situationselastisch“ ändern kann. Ähnlich hat er bereits vor zwei Wochen reagiert, als er im Puls-4-Interview mit Corinna Milborn noch klar festgehalten hat, dass er „Marxist“ ist, um ein paar Stunden später bei Armin Wolf im ZIB-2-Studio festzuhalten, dass er „überhaupt kein Marxist“ sei. Durchaus denkbar also, dass uns Babler in den nächsten Stunden erklären wird, dass er ja ohnehin „ein glühender Europäer“ ist. Den klassischen Mainstream-Politsprech hat er jedenfalls schnell gelernt.