Weg vom russischen Gas, Energie-Unabhängigkeit – das alles hat Schwarz-Grün angekündigt. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Die Gas-Importe aus Russland sind auf 80 Prozent gestiegen.
Gasimporte so hoch wie vor Ukraine-Krieg
Die großspurigen Worte der grünen Energieministerin Leonore Gewessler haben wir alle noch in den Ohren. Im Juli 2022 sagte sie, dass die Abhängigkeit von russischem Gas auf „deutlich unter 50 Prozent“ sinken werde. Tatsächlich aber kamen im Dezember 2022 geschätzte 71 Prozent der Gas-Importe aus Russland, im Februar sollen es sogar schon 80 Prozent gewesen sein. Beinahe so viel wie vor dem Ukraine-Krieg.
Horrende Preise für gleiches Produkt
Der Unterschied zu damals: Für das gleiche Produkt zahlt Österreich dank der Sanktionen gegen Russland jetzt horrende Preise. Gewessler sagte auch, dass die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas bis 2027 beendet werden soll. Wohl mehr Wunsch als Wirklichkeit: Denn Österreich ist auf Gedeih und Verderb von Russland abhängig, ungeachtet von Gewesslers Versprechen, dass eine Schiffsladung Flüssiggas (LNG) aus Abu Dhabi komme. Sollte das wirklich der Fall sein, wird es eine kostspielige Sache, denn da Österreich keinen Meer-Hafen hat, muss das Gas teuer von dort über Pipelines ins Land gepumpt werden.
Sehr naiv agiert
Gerhard Roiss sagte in einem ARD-Interiew, er habe während seiner Zeit als OMV-Chef in den Jahren zwischen 2011 und 2015 die Abhängigkeit vom russischen Gaskonzern Gazprom verringern wollen. Sein Ziel sei gewesen, nur noch 30 Prozent des Gases aus Russland zu beziehen. Der Rest sollte aus Norwegen und aus heimischen Quellen kommen. Er habe sich aber nicht durchsetzen können. Wörtlich sagte Roiss gegenüber der ARD:
Diese Anhängigkeit wurde sukzessive in aller Öffentlichkeit aufgebaut. Das war kein Geheimnis. Man hat hier aus meiner Sicht sehr naiv agiert und in keiner Weise strategische Überlegungen angestellt. Und das ist keine politische Frage. Es ist ganz egal, wer der Lieferant ist. Das ist unverantwortlich.