Tief blicken lässt ein Bericht in der Tageszeitung Der Standard über die in Ermittlungen gegen die Commerzialbank Mattersburg (CMB) und ihre Geschäftspraktiken. So sollen CMB-Vorstand Martin Pucher und seine Vorstandskollegin ihre nicht vorhandenen „Interbankeneinlagen“ damit dargestellt haben, indem sie sich Briefpapier von Konkurrenzinstituten und die Unterschriften aus dem Firmenbuch und den Grußkarten dafür verwendet haben sollen.
Als Interbankeneinlagen bezeichnet man Geldeinlagen einer Bank bei anderen Bankinstituten. Diese Interbankeneinlagen sollen sich laut dem jetzt bekannt gewordenen Ermittlungsstand bei nicht weniger als 300 Millionen Euro bewegt haben. Auf dem Papier wohlgemerkt. Alle Saldenbestätigungen sollen gefälscht worden sein.
Wirtschaftsprüfer überließen Saldenbestätigungen der Bank
Eigentlich hätten die Wirtschaftsprüfer die jeweiligen Saldenbestätigungen der fremden Bankinstitute selbst einholen müssen. Das soll aber der Commerzialbank und damit dem dortigen Vorstandsduo überlassen worden sein. Wie die Vernehmungen ergeben haben, sollen sogar aus einer Druckerei fremdes Briefpapier für insgesamt acht Banken organisiert worden sein.
Die Unterschriften der jeweiligen fremden Bankmanager sollen aus Firmenbuchunterlagen und der Korrespondenz mit der Konkurrenz, nicht selten sogar aus der Weihnachtspost, als Vorlage für mutmaßliche Unterschriftenfälschungen herangezogen worden sein.
Den Bankenprüfern vor Ort ist nichts aufgefallen
Bei einer sogenannten Vor-Ort-Prüfung 2015 der Nationalbank zum Thema Steuerung des Gesamtbankrisikos waren die Interbankenforderungen zwar auch ein Thema, aber tiefer soll man bei den damals in den Büchern stehenden 255 Millionen Euro nicht gegangen sein.
Die Bilanzsumme der CMB betrug damals rund 650 Mio. Euro, allein 40 Prozent davon entfielen laut Bericht der Aufsicht auf diese sich jetzt offensichtlich real nicht vorhandenen Interbankeinlagen.