Nord Stream 2 verläuft direkt durch die Ostsee von Wiburg (Wyborg) nach Greifswald.

23. Juli 2021 / 09:32 Uhr

Deutsch-Russische Annäherung: Trotz allen Bedenken kommt Nord Stream 2

Die Unterwassergasleitung in der Ostsee „Nord Stream 2“ soll Deutschland direkt mit russischem Gas versorgen. Kritik daran kam von vielen Seiten, die USA drohten mit gar harten Wirtschaftssanktionen. Nun haben aber auch diese den Bau akzeptiert. Hauptsieger ist die Deutsch-Russische Annäherung.

Deutschland bezieht nun direkt von Russland

Russland ist mit seinen riesigen Rohstoffvorkommen einer der Hauptlieferanten für Gas nach Europa. Staaten wie Weißrussland oder die Ukraine sind komplett von den Lieferungen abhängig. Auch Deutschland bezieht fast sein ganzes Gas aus Russland. Bis 2012 wurde Deutschland umständlich über die JAMAL-Linie (Russland-Weißrussland-Polen-Deutschland) und die TRANSGAS-Line (Russland-Weißrussland-Ukraine-Slowakei-Tschechien-Deutschland) versorgt. Auch Österreich wird über TRANSGAS versorgt. Mit der Fertigstellung der Nord Stream 1 Leitung 2012 konnte Deutschland erstmals direkt von Russland ohne Transitstaaten Gas beziehen. Dabei verlief eine Unterwasserleitung durch die Ostsee vom russischen Wiburg (Wyborg) nach Greifswald.

Unabhängigkeit von Transitstaaten

Mit Nord Stream 2 wird seit Jahren eine parallele Line zu Nord Stream 1 gebaut. Theoretisch würden die Kapazitäten damit für Deutschland ausreichen, um das gesamte Gas direkt aus Russland zu beziehen. Aus der Angst vor einer deutschen Abhängigkeit von Russland (und einer Unabhängigkeit von den bisherigen Transitstaaten) gab es von Ost und West fast ausschließlich Kritiker. Die Baltischen Staaten, die Ukraine und Polen befürchten, dass Russland seine geopolitische Vormachtstellung ausbaut. Russland könnte nun einzelnen osteuropäischen Staaten das Gas „zudrehen“, ohne dass der Westen davon betroffen ist (von Greifswald aus ist das Leitungsnetz an Westeuropa angeschlossen).

USA drohten lange mit Sanktionen

Der weltanschaulich durch die Vereinigten Staaten geprägte Westen, inklusive die Europäische Union, verurteilten den Bau von Anfang an. Wirkliche wirtschaftliche Gründe konnten sie dabei nicht nennen. Es ist offensichtlich, dass sie eine Annäherung Deutschlands an Russland befürchten. Die Vereinigten Staaten drohten Deutschland sogar bis zuletzt mit harten Wirtschaftssanktionen und forderten energisch einen Baustopp.

Kompromiss mit Deutschland

Doch wie der ORF berichtet, knickten nun die Vereinigten Staaten ein und erzielten eine Vereinbarung mit Deutschland. Deutschland verpflichte sich demnach, Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu erheben, wenn es die Energieabhängigkeit der osteuropäischen Staaten als Waffe gegen diese einsetzt. Dennoch kann dies nur als großer Sieg für Russland gewertet werden, denn trotz internationalem Druck wird die Linie fertiggestellt. Auch Deutschland wird davon geopolitisch nur profitieren. Von Russland war man auch bis jetzt abhängig, da das Gas ursprünglich aus dem Land kommt, nun erspart man sich jedoch die Abhängigkeit von einer Reihe von Transitstaaten.

Starke deutsch-russische Annäherung

Auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stets betont, dass der Bau keinerlei geopolitische Bedeutung hat und nur wirtschaftlicher Natur sei, lässt sich nicht leugnen, dass der größte Gewinner die deutsch-russische Annäherung ist. Durch die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland (mit denen sie sich auch genauso selbst schadet) war die deutsch-russische Beziehung auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Durch das Energieprojekt werden die zwei Staaten jedoch enger zusammengeschweißt, als manch anderen lieb ist. Trotz inzwischen fast 80 Jahren Frieden, trotz der Europäischen Union, beleben Länder wie Frankreich und Polen wieder alte Geister und zeigen ihre tiefe Furcht vor einem deutsch-russischen Bündnis.

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