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Die Bundeswehr ist inzwischen weltweit in Kriegs- und Ausbildungsmissionen beteiligt, wie etwa hier im Afghanistankrieg.

8. Juli 2021 / 14:20 Uhr

Fragwürdige Unterstützung einer Militärdiktatur: Bundeswehr verstärkt Engagement in Mali

An der Ausbildungsmission der Europäischen Union EUTM Mali ist auch die Bundeswehr beteiligt. Nun übernimmt Deutschland die Führung des Einsatzes. In der ehemaligen französischen Kolonie sorgen Islamisten und Tuareg-Rebellen seit Jahrzehnten für Chaos und Krieg.

Auf Unabhängigkeit folgte Chaos

Das heutige Mali war bis 1960 Teil der riesigen Kolonie Französisch-Westafrika. Die Franzosen sorgten in dem Gebiet für politische Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung, nennenswert ist der Bau eines Eisenbahnnetzes. Mit den moslemischen Tuareg-Rebellen, die seit Jahrhunderten im Norden des Gebietes lebten, hielt man Frieden. Die Franzosen gewährten ihnen völlige Autonomie in ihrem Stammesgebiet, im Gegenzug waren die Rebellen an keinem Krieg mit Frankreich interessiert. Dies änderte sich seit der Unabhängigkeit. Unmittelbar nach der Errichtung des Staates Mali rutschte dieser in eine sozialistische Ein-Parteien-Diktatur ab. Es folgten in den letzten 60 Jahren Militärputsche, Kriege mit Nachbarländern, Korruption und Chaos. Heute ist das afrikanische Land zerrüttet.

Einsatz seit fast zehn Jahren

Heute kämpft eine Militärdiktatur, die das Land im Süden kontrolliert, gegen inzwischen radikalisierte, IS-nahe Islamisten und Tuaregs, die den Norden kontrollieren. Die internationale Gemeinschaft unterstützt dabei die Militärregierung mit vier Einsätzen. Die Afrikanische Union und Frankreich führen jeweils einen Kriegseinsatz gegen den Norden, die beide schon fast zehn Jahre andauern. Die Vereinten Nationen unterhalten parallel eine stabilisierende Friedensmission. Und schließlich administriert die Europäische Union die Ausbildungsmission EUTM Mali (European Union Trainings Mission Mali), die das örtliche Militär ausbilden soll.

General Dauer führt 1.000 Soldaten an

Am letztgenannten Einsatz nimmt auch die deutsche Bundeswehr mit rund 200 Soldaten teil. Ursprünglich sollte der Einsatz, der 2013 begann, nur 15 Monate andauern. Jedoch wurde er immer wieder verlängert, aktuell bis 2022. Insgesamt verschlang der Einsatz bereits gut 60 Millionen Euro. Nun verstärkt die Bundeswehr ihr Engagement zusätzlich, indem sie die höchste Einsatzleitung übernimmt. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, übernimmt Brigadegeneral Jochen Dauer den Oberbefehl über die insgesamt rund 1.000 EU-Soldaten.

Sinn des Einsatzes äußerst fraglich

Mali gilt dabei als ein gefährliches Kriegsgebiet für unsere Soldaten. Seit 2013 sind bei der Ausbildungsmission zwei Soldaten gestorben, zuletzt wurden bei einem gegnerischen Angriff zwölf Bundeswehrsoldaten zum Teil schwer verletzt. Bei den Kriegseinsatz Frankreichs und der Friedensmission der Vereinten Nationen im gleichen Gebiet sind allein auf deren Seite fast 300 Soldaten gefallen. Dabei ist der militärische und politische Sinn des Einsatzes höchst fraglich. Es werden Regierungen unterstützt, die sich gegenseitig durch Putsche immer wieder ablösen. Die aktuelle Militärdiktatur löste erst dieses Jahr eine vorherige Militärdiktatur ab, die wiederum 2020 durch einen Putsch an die Macht gekommen war. Auch beklagen internationale Organisationen immer wieder, dass die im Land ausgebildeten Soldaten Menschenrechtsverletzungen begehen.

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