Die sogenannte Causa „Mattersburg-Bank“ hat offensichtlich strafrechtlich doch bereits seit zumindest 2015 einen manifesten Charakter. Damals brachten Informanten den Strafrechtsbehörden wie etwa der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) handfeste Informationen über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten in der Commerzialbank Mattersburg (CMB) zur Kenntnis.
Entsprechende Dokumente aus einem aktuellen Strafakt wurden jetzt durch einen Rechtsanwalt publik gemacht. Bei dem „Tippgeber“ gegenüber den Strafbehörden soll es sich um einen anonymen Informanten aus der CMB handeln. Die entsprechenden Vorwürfe gegen den Vorstand der Bank sollen am 2. Juli 2015 gegenüber der WKStA geäußert worden sein.
“Vorstandsvorsitzender Pucher schafft seit Jahren Millionen zur Seite”
Der ORF-Burgenland hat jetzt brisante Auszüge aus diesen Informationen veröffentlicht. Unter anderem sollen sich folgende Hinweise im Strafakt zu mutmaßlichen Missständen in der Bank befinden:
Vorstandsvorsitzender Martin Pucher schafft seit Jahren Millionen zur Seite. … Dieses Geld wird verwendet … im Fußballverein Mattersburg … sowie zur persönlichen Bereicherung… Herr Pucher braucht keinen Vorwand, um sich dieses Geld schicken zu lassen. Er ist der Chef und in der Bank wird gemacht, was er sagt – bedingungslos.
Zu diesem Zweck hat er falsche Konten angelegt. Die lauten zwar auf den Namen von physischen … Personen. Diese haben jedoch keine Ahnung … und wissen auch nicht, dass ‚ihre‘ Konten heillos überzogen sind … mit 6- oder 7-stelligen Beträgen.
Warum zog WKStA keine Konsequenzen aus Anzeige?
Wie der ORF-Burgenland weiter berichtet, soll die WKStA sogar beim Informanten nachgefragt haben, worauf dieser weitere Details an die Behörde weitergeleitet haben soll:
Es sollte doch mit meiner Information ein Leichtes sein, … die Konten zu finden und die ‚Kontoinhaber‘ zu kontaktieren?
Damit nicht genug, soll es auch im Februar 2020 neuerlich durch einen Informanten einschlägige Hinweise auf mutmaßliche Unregelmäßigkeiten im Bankmanagement der Commerzialbank gegeben haben. Jetzt stellen sich nicht nur Anwälte geschädigter Anleger und Sparer die Frage, ob und inwieweit die Republik Österreich für ihre nachgeordneten Behörden wie die Finanzmarktaufsicht oder die Strafbehörden wegen zu zögerlichen Handelns in dieser Causa haften muss. Auch in der Bank selbst soll es – neben Bankchef Pucher und einer Vorstandkollegin – weitere Mitwisser der Malversationen gegeben haben.
Fingierte Rechnungen an Leute aus dem Telefonbuch?
Vorwürfe gibt es laut ORF-Burgenland auch gegen einen Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg. Der Ex-Aufsichtsrat der Bank und Geschäftspartner Puchers soll fingierte Rechnungen an Leute ausgestellt haben, deren Namen er sich willkürlich aus dem Telefonbuch heraussuchte. Bereits im Juli 2018 gab es bei dem Unternehmer Hausdurchsuchungen, ermittelt wurde wegen Verdachts auf Steuer- und Abgabenhinterziehung. Wie der Unternehmer gegenüber dem ORF erklärte, habe er seitdem nichts mehr von der Staatsanwaltschaft oder der Finanzprüfung gehört.