Geht es nach den Anhängern der Kollektivschuld und der “politischen Korrektheit”, soll Deutschland an Namibia, das früher einmal, vor dem Ersten Weltkrieg, für wenige Jahrzehnte Deutsch-Südwestafrika war, eine Menge Geld als Entschädigung zahlen. Zwar machte sich die deutsche Kolonialmacht keiner Verbrechen und vorsätzlicher Ausplünderung schuldig wie etwa die Belgier im Kongo. Ganz ohne Härten ging es aber auch in Deutsch-Südwest nicht ab. Denn zwei Aufstände der Herero und Nama musste die deutsche Kolonialverwaltung in den Jahren 1904 bis 1908 niederschlagen. Dafür will das heutige Namibia nach 105 Jahren allen Ernstes eine Entschädigung.
Linker Präsident will mehr Geld
Jetzt hat die Regierung in Windhuk ein Entschädigungsangebot der Bundesrepublik abgelehnt. Das Angebot der Bundesregierung, zehn Millionen Euro aus der Tasche der deutschen Steuerzahler als Wiedergutmachung zu zahlen, sei für Präsident Hage Geingob (er ist auch Vorsitzender der linken Regierungspartei SWAPO) weiter “nicht akzeptabel”, heißt es laut tagesschau.de.
Geingob selbst meinte außerdem, er sei über den Stand der Gespräche informiert worden und habe empfohlen, die Verhandlungen fortzusetzen. “Wir bleiben beim Abschluss dieser Schlüsselmission konsequent”, schrieb er.
Streit um Bezeichnung der “Wiedergutmachungs-Gelder”
Deutschland war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia. Seit Jahren verhandeln beide Regierungen darüber, wie eine Wiedergutmachung aussehen soll. Präsidentenberater Hengari teilte mit, die deutsche Regierung habe zugestimmt, eine “bedingungslose Entschuldigung” an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten. Allerdings wolle Deutschland nicht den Begriff “Reparationen” benutzen. Stattdessen wolle man von “Heilung der Wunden” sprechen. Das namibische Verhandlungsteam halte diesen Begriff aber für unzureichend.
Nach dem Ersten Weltkrieb war (Ex-Deutsch-) Südwestafrika vom Völkerunbund unter südafrikanische (= britische) Kontrolle gestellt worden – mit allen späteren Konsequenzen des Apartheit-Staates. Erst 1990 erlangte das Land nach einem 30-jährigen, brutalen Guerilla-Krieg die Unabhängigkeit. Die bisherige marxistische Befreiungsbewegung SWAPO wurde zur Regierungspartei, Geingob ist der seither dritte Staatspräsident.