Sie kommen zu uns, um die westlichen Vorzüge eines Sozialstaats zu genießen, die daran verknüpften Wertvorstellungen lehnen sie aber ab: Neuerlich flog in Wien und Linz eine ganze Serie von Bedrohungen und Attacken durch tschetschenische „Sittenwächter“ auf, bei der zahlreiche Frauen, aber auch deren Freunde wegen „zu westlichen Verhaltens“ bestraft wurden. Es gab bisher sechs Festnahmen.
Erst 2018 stand ein Tschetschene in Wien wegen eines ähnlichen Delikts vor Gericht. Er hatte gemeinsam mit Freunden eine halbnackte Frau an einem Badesee mit Vergewaltigung bedroht, wenn sie sich nicht etwas anzieht.
Strafen für Badefotos oder nicht-tschetschenische Freunde
Die sechs Tatverdächtigen in diesem Fall sind zwischen 19 und 37 Jahre alt, unter ihnen auch eine Frau. Es reichte ihnen etwa ein Foto einer Tschetschenin in Badebekleidung oder eine Beziehung zu einem Nicht-Tschetschenen – und schon gab es Besuch eines „Sittenwächters“ mit entsprechenden Ermahnungen. Fruchtete das nicht, wurden auch Familienmitglieder bedroht oder Fotos der „Sünderinnen“ in der Moschee öffentlich aufgehängt. Im Endeffekt folgten den Drohungen auch beinharte gewalttätige Sanktionen, sowohl zu Hause, als auch am Arbeitsplatz.
Betroffene Frau brachte Fall ins Rollen
Die Tschetschenen gingen dabei durchaus investigativ vor, indem sie den Bekanntenkreis und soziale Medien gezielt nach „Vergehen“ durchforsteten. Auf die Spur der Gewalttäter war die Polizei durch die Anzeige einer betroffenen Frau gekommen, der bald weitere folgten. Bisher sind zehn Opfer bekannt. Bei der Festnahme der Tatverdächtigen am 17. Juni operierte die Polizei in einer konzertierten Aktion, in der gleichzeitig alle Wohnungen der Verdächtigen aufgesucht wurden. Im Einsatz waren dabei Kräfte des Landeskriminalamts Wien, der Cobra und der Einsatzgruppe Straßenkriminalität (EGS) Linz.
Polizei rechnet mit noch mehr Tätern – und Opfern
Bei der Aktion wurden diverse Mobiltelefone, etliche Gas- und Schreckschuss-Waffen, Messer sowie 5.000 Euro in bar sichergestellt. Die Verdächtigen haben mit den Waffen zumindest in sozialen Netzen posiert, ob sie auch bei den „Bestrafungen“ zum Einsatz kamen, ist noch nicht geklärt. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch mehr „Sittenwächter“ und auch noch mehr Opfer gibt und ermittelt in diese Richtung.