Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland rund um die Halbinsel Krim könnte neuerlich eskalieren. Es könnte sogar zu einem begrenzten militärischen Konflikt kommen, wenn man Expertenmeinungen hört. Sommer- und Herbstmanöver russischer Verbände haben die Ukraine in Alarmbereitschaft versetzt. Grund für die sicherheitspolitisch brisante Lage ist die Wasserversorgung der russischen Halbinsel-Republik, die sich 2014 in einer Volksabstimmung von der Ukraine für unabhängig erklärt hatte.
Nachdem sich die Krim von Kiew politisch losgesagt hatte, sperrte die staatliche ukrainische Energie- und Wasserversorgung der Halbinsel den Zugang zu Trink- und Industriewasser über den sogenannten Nord-Krim-Kanal. Für Landwirtschaft, Industriem aber auch den Tourismus und die privaten Haushalte ist diese knappe Versorgungssituation aufgrund herrschender Dürre nun mehr als ernst.
Ukraine kappte Kanalsystem bereits 2014
Ein in den 1960er und 70er Jahren errichtetes Kanalsystem hatte über Jahrzehnte die Halbinsel mit Wasser aus einem Staubecken des Dnjepr versorgt. Die Ableitungen in Richtung Krim wurden 2014 gekappt und verschlossen. Während Eisenbahn-, Straßen- und Energieversorgungssysteme durch Russland über die Halbinsel Kertsch hergestellt werden konnten, ist die Wasserversorgung bis heute ungelöst. Um die alte Versorgung wieder herzustellen, müsste man ein Gebiet bis zum Dnejpr inklusive Stauanlagen und Kanalsysteme unter seine Kontrolle bringen.
Russische Wirtschaftsexperten setzten aktuell aber weniger auf militärische Lösungen des Wasserversorgungsproblems, sondern auf Investitionen in neue Aufbereitungsanlagen. Nach aktuellen Berechnung könnte um rund 600 Millionen Euro eine Entsalzungsanlage in Kertsch errichtet werden, um aus dem Salzwasser des Schwarzen Meeres eine Nutzwasserversorgung für Industrie und Landwirtschaft sicherzustellen.